Esther berichtet
Wenn der Hundefreund mal alleine zu Hause bleiben muss - wie gestaltet sich bei euch die Begrüssungssituation beim Zurückkommen?
Darf, soll oder muss der Hund begrüsst werden? Und wenn ja, wie? Welches ist ein passendes Verhalten seitens der Bezugsperson?
Eine Studie aus dem Jahr 2013 hat sich mit der Frage befasst, was bezüglich Stress und/oder Wohlfühlen in den Hunden passiert, wenn die Bezugspersonen nach einer Trennungszeit wieder zurück kommen.
Untersucht wurden dabei die Werte von Cortisol (Stresshormon) und Oxytocin (Wohlfühlhormon) im Blut der hundlichen Probanden in unterschiedlichen Zeit-Momenten der Wiedervereiningung. Konkret wurden die Blutwerte vor, während und nach der Rückkehr der Bezugsperson gemessen.
Dabei wurden in drei Versuchsgruppen unterschiedliche Szenarien getestet.
Szenario 1:
Die Bezugsperson betritt durch eine grosse Glastüre den Testraum und nimmt körperlich und verbal Kontakt mit dem Hund auf. Sie spricht ruhig und freundlich mit ihm, setzt sich auf den Boden und streichelt ihn. Die Berührungen sind langsam, der Hund wird nicht wahllos "durchgewuschelt".
Szenario 2:
Die Bezugsperson nimmt nach dem Betreten des Testraums ausschliesslich verbal Kontakt mit dem Hund auf. Sie spricht freundlich und ruhig mit ihm, berührt ihn aber nicht.
Szenario 3:
Die Bezugsperson ignoriert nach dem Zurückkommen in den Testraum den Hund vollkommen.
Resultate
Bei allen Hunden führte bereits der Anblick der wiederkehrenden Bezugsperson durch die Glastüre zu einem Anstieg des Oxytocin-Spiegels im Blut und löste gleichzeitig das Kontaktsuchverhalten aus.
Foto E. Hufschmid
Foto E. Hufschmid
Resultat Szenario 1:
Bei den Hunden, die bei der Begrüssung angesprochen und berührt wurden, blieb der Oxytocin-Spiegel über längere Zeit erhöht. Ebenfalls wurde der Cortisol-Spiegel bei diesem Szenario am stärksten gesenkt.
Resultat Szenario 2:
Bei den Hunden, die ausschliesslich verbal und ohne Berührung begrüsst wurden, wurde ein häufigeres und intensiveres Wedeln beobachtet. Ebenso vokalisierten (bellen, fiepen, winseln) diese Hunde öfters. Der Oxytocinanstieg im Blut war nur kurz, die Senkung des Cortisol-Spiegel war nur marginal.
Resultat Szenario 3:
Ebenfalls bei dieser Gruppen konnte im Blut nur ein minimaler Anstieg von Oxytocin und eine kleine Reduktion des Cortisols beobachtet werden.
Als Fazit aus diesem Versuch kann festgehalten werden, dass die Wiedervereinigung von Hund und Bezugsperson mit ruhiger Aufmerksamkeit durch Worte und Berührungen eine intensivere Auswirkung auf den Oxytocinspiegel (Anstieg des Wohlfühlhormons) und Cortisolspiegel (Absenkung des Stresshormons) haben. Diese Form der Begrüssung durch den Menschen regt zudem ruhiges Verhalten seitens des Hunds an.
Die Aufmerksamkeit für den Hund reduzieren (Szenrio 2) oder ihn gar ignorieren (Szenario 3) zeigen nicht diese Wirkung.
Auf die eingangs formulierte Frage "Darf, soll oder muss der Hund begrüsst werden beim Zurückkommen?" kann mit einem deutlichen Ja! geantwortet werden. Und zwar wird er am besten mit Worten UND durch ruhige Berührungen begrüsst.
Herzlich
Esther& Pfotenkinder
Quelle:
Therese Rehn, Linda Handlin, Kerstin Uvnäs-Moberg, Linda J. Keeling
Dogs’ endocrine and behavioural responses at reunion are affected by how the human initiates contact Physiology & Behavior, Available online 25 October 2013
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Steffi mit Sally (Dienstag, 22 März 2022 14:13)
Liebe Esther
Mega spannend – vielen Dank für deine Ausführungen.
Sonnige Grüsse
Steffi & Sally
Esther (Dienstag, 22 März 2022 15:01)
Liebe Steffi,
ja, ich finde dieses Resultat auch deutlich in der Aussage und hoffe, dass es der Empfehlung entgegenwirkt, die Hunde beim nach Hause kommen zu ignorieren. Dies mit der Begründung, sie müssten durch Ignorieren in ihren tiefen Rangstatus eingewiesen werden... damit sie nicht dominant werden und die Herrschaft (oder besser Hund-schaft) über Familie und Welt übernehmen... ;-)
Herzlich Esther